
Michael Wenz
Soziotherapie
Soziotherapie ist eine ambulante therapeutische Leistung, die von den Krankenkassen finanziert und vom Sozialpsychiatrischen Zentrum erbracht wird. Sie soll Patient*innen den Zugang zum psychotherapeutischen oder ärztlichen Versorgungssystem erleichtern.
Während der Zusammenarbeit wird soziale Teilhabe und Integration ermöglicht, um langfristig ein selbstständiges Leben zu führen.
Innerhalb des Behandlungszeitraumes erlernen die Patient*innen einen schrittweisen selbstständigen Umgang mit ihrer Erkrankung im Alltag. Gemeinsam werden Strategien zur Bewältigung von krankheitsspezifischen Herausforderungen entwickelt.
Leistungsspektrum
Soziotherapie ist eine bedarfsorientierte und individuelle Begleitung für Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Sie ist eine langfristig angelegte Hilfe über einen Zeitraum von bis zu 3 Jahren und 120 Stunden.
In Einzel- und ggf. Gruppenangeboten sowie Hausbesuchen sollen die Patient*innen gemäß ihrer Zielstellung motiviert und gestärkt werden. Es kommt zu einem Training der sozialen Kompetenzen und der Bewältigung von Konflikten.
Soziotherapie fördert die Ressourcen und die Entwicklung von Selbsthilfepotentialen. Gemeinsam wird die Gestaltung der Tages- und Wochenstruktur erarbeitet. Zu dem Angebot gehört es, Behandlungsmaßnahmen zu koordinieren und die Patient*innen in Krisensituationen zu begleiten und zu stützen.
In enger Kooperation zwischen: Helfersystem, den Patient*innen, Ärzt*in und Therapeut*in, werden Ziele formuliert und in einem Behandlungsplan festgehalten.
Voraussetzungen
Soziotherapie eignet sich für Menschen, die besonders belastet sind und eine starke krankheitsbedingte Beeinträchtigung aufweisen …
- des eigenen Antriebs und der Ausdauer
- der Motivation
- der Konzentration und Merkfähigkeit
- des strukturierten Denkens und Handelns
- der Kontaktfähigkeit und der Fähigkeit zu angemessenen Konfliktlösungen
- bei der frühzeitigen Wahrnehmung von Krisen
Antragsverfahren
Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen nehmen gemeinsam mit den Patient*innen Kontakt zu uns auf. Auch können sich interessierte Patient*innen an unsere Beratungsstelle wenden.
Wir besprechen die Problematik und die sich daraus ergebenden Maßnahmen. Diese werden im soziotherapeutischen Behandlungsplan festgehalten und in einer Verordnung verschrieben.
Bei einer Zuzahlungsbefreiung müssen durch die Patient*innen keine Kosten getragen werden, ansonsten besteht die gesetzliche Zuzahlungspflicht.
Beratung von Betroffenen für Betroffene – Peer-Beratung
Peer kommt aus dem Englischen und meint Ebenbürtiger oder Gleichgestellter.
Peer-Beratung ist eine Beratungsmethode und meint hier konkret die Beratung von Menschen mit Psychiatrieerfahrung durch Menschen mit Psychiatrieerfahrung. Ziel ist eine Beratung auf Augenhöhe.
Im SPZ können sich seit Mitte 2018 Betroffene von psychischer Erkrankung auch von einer Betroffenen, einer sogenannten Peer-Beraterin, beraten lassen. Die Peer-Beraterin bringt neben ihrer eigenen Erfahrung in der Psychiatrie auch das Wissen einer besonderen einjährigen Qualifizierung – EX-IN – in die Beratung ein. EX-IN kommt vom englischen “Experienced-Involvement” und heißt übersetzt “Einbeziehung Psychiatrie-Erfahrener”.
Die Praxis zeigt, dass Peer-Berater eher eine gemeinsame Sprache mit Psychiatrieerfahrenen finden. Es gelingt ihnen oft besser, die besonderen Erfahrungen von psychischer Erkrankung zu akzeptieren und zu verstehen. Die positiven Erfahrungen der Peer-Berater in der erfolgreichen Bewältigung ihrer eigenen psychischen Erkrankung vermitteln Hoffnung und Mut. Will man sein Leben wieder in die eigene Hand nehmen, braucht es vor allem Hoffnung und Mut.
Wichtige Ziele der Beratung sind:.
- Bestärkung des Mutes, soziale Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen und sich sozialen Verbünden zugehörig zu fühlen.
- Bestärkung des Mutes zu Hoffnung und Optimismus für die Zukunft, zum Glauben an die Möglichkeit sein Leben positiv verändern zu können.
- Bestärkung des Mutes, selbst für die eigenen Interessen einzustehen, eigene Lösungen zu entwickeln, die eigenen Belange selbst in die Hand zu nehmen.
Leitbild der SPZ Remscheid gGmbH
Sozialpsychiatrisches Zentrum zur Förderung der gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit psychischer Erkrankung / Behinderung am Leben in der Gemeinschaft
Unser Grundverständnis und die Qualität unserer Arbeit
Auf der Grundlage eines christlichen Selbstverständnisses sind wir der Überzeugung, dass jeder Mensch einzigartig, in seiner Person unverwechselbar und mit unaufhebbarer Würde ausgestattet ist.
Fachlicher und ethischer Maßstab unseres Handelns bilden darüber hinaus die Grundsätze der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung: die Achtung der dem Menschen innewohnenden Würde, seiner individuellen Autonomie, einschließlich der Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, sowie seiner Unabhängigkeit; die Nichtdiskriminierung; die volle und wirksame Teilhabe an der Gesellschaft und Einbeziehung in die Gesellschaft.
Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen nicht Diagnosen und Defizite, sondern die gesamte Persönlichkeit und Lebenswelt eines Menschen. Psychische Gesundheit verstehen wir als Prozess, der durch individuelles Verhalten und umgebende Lebensverhältnisse beeinflusst wird.
Wir fördern die Inklusion von Menschen mit psychischer Erkrankung / Behinderung
Unter Förderung der gleichberechtigten Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft verstehen wir alle Maßnahmen, die darauf abzielen, Fähigkeiten zur Lebensgestaltung, zum Lernen, zum Arbeiten, zur sozialen Teilhabe und zur Sorge um sich selber auf eine möglichst realitätsnahe Weise dauerhaft zu verbessern bzw. auf einem den individuellen Möglichkeiten und Grenzen entsprechendem Niveau zu stabilisieren.
Wir unterstützen Menschen dabei, (wieder) entsprechend ihren Möglichkeiten gleichberechtigt am Leben in der Gesellschaft (Beschäftigung und Gemeinschaft), möglichst unabhängig von professionellen Hilfsstrukturen, teilzuhaben.
Alle Aktivitäten haben auch zum Ziel, antistigmatisierend und sozialraumöffnend zu wirken
Regionale Vernetzung
Unser Ziel ist eine optimale Vernetzung mit dem regionalen psychosozialen Hilfesystem und anderen nichtprofessionellen Angeboten des Gemeinwesens (Kirchengemeinden, Vereine, Stadtteilbüros, Parteien usw.). Zum einen geht der Unterstützungsbedarf von Hilfesuchenden über unsere eigenen Angebote hinaus. Zum anderen stehen wir anderen Institutionen gerne mit Rat und Tat zur Seite, wenn sich dort ein Mensch mit psychischer Erkrankung vorstellt.
Wie wir zusammenarbeiten und miteinander umgehen
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die Träger der Kompetenzen und der Fähigkeiten, die für die Erfüllung unseres Auftrages erforderlich sind. Achtung, Respekt,
Vertrauen und Wertschätzung sind die Basis der gegenseitigen Beziehungen.
Wir ermöglichen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern selbstständiges Handeln und Entscheiden, indem wir unsere Arbeit nach dem Prinzip Delegation von Verantwortung organisieren.
Für den Umgang miteinander gelten die Regeln eines kooperativen Führungsstils.
Qualität und Umgang mit Ressourcen
Die Verbesserung unserer eigenen Leistung ist für uns Pflicht und Notwendigkeit zugleich. Mithilfe eines an der DIN ISO 9001 orientierten Qualitätsmanagementsystems unter Beteiligung von Mitarbeitern, Psychiatrieerfahrenen und Angehörigen arbeiten wir ressourcenorientiert und ressourcenschonend. Die uns zur Verfügung stehenden Mittel setzen wir nachhaltig, wirtschaftlich und umweltverträglich ein. Wir verpflichten uns zur ständigen Verbesserung unserer Angebote, Konzepte, Prozesse und Ergebnisse. Dazu setzen wir uns messbare Ziele und überprüfen diese.
Wir arbeiten mitarbeiterorientiert. Wir optimieren die Arbeitsbedingungen
Was wir von der Zukunft erwarten
Wir werden unsere Position als hoch kompetentes komplexes Hilfsangebot (Umfassende Hilfen aus einer Hand) für Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen in Remscheid stärken und weiter ausbauen. Wir werden in unseren Kernkompetenzen die besten Konzepte und Angebote haben. Das unternehmerische Ziel unseres Handelns ist die langfristige Sicherung der SPZ Remscheid gGmbH. Dazu gehört, dass wir Ertrag und Wachstum anstreben, aber auch Vorsprung im Wettbewerb.
Beschwerde- und Vorschlagswesen
Wie wird mit einer Beschwerde/einem Verbesserungsvorschlag umgegangen?
- Die Beschwerde wird an das SPZ anonym (Briefkasten), schriftlich, elektronisch oder mündlich gestellt.
- Die eingegangene Beschwerde wird an die Geschäftsführung weitergeleitet.
- Bearbeitung des Sachverhaltes innerhalb von 14 Tagen.
- Es folgt eine schriftliche Stellungnahme an die Beschwerdeführer oder bei anonymer Abgabe ein Aushang.
Bei positiver Rückmeldung der Beschwerdeführer ist der Vorgang beendet
- Das Ergebnis der Beschwerde wird an den Zentralen Qualitätszirkel des SPZ weitergeleitet. Der entscheidet, welche Veränderungen der Beschwerde nachhaltig Geltung verleihen können.
Ausschließlich bei negativer Rückmeldung
Der/die BeschwerdeführerIn kann sich an eine der externen Beschwerdestellen wenden:
- Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland
Lenaustraße 41, 40470 Düsseldorf, 0211 / 6398–0 - Landschaftsverband Rheinland, Dezernat 7
50663 Köln, Eingliederungshilfe, 0221 / 809–0 - LVR Integrationsamt, Abteilungsleitung Integrationsfachdienste
Deutzer Freiheit 77–79, 50679 Köln, 0221 / 809–4290
Ihre Meinung ist uns wichtig!
Um die Qualität unserer Arbeit zu sichern und weiter zu entwickeln, sind uns die Zufriedenheit und die Erfahrung der Nutzer unserer Angebote sehr wichtig. Beschwerden, Lob oder andere Anregungen helfen uns, besser zu werden.
Gezielte Rückmeldungen zu Fehlern, Ärgernissen oder Leerstellen tragen dazu bei, dass sich unsere Angebote möglichst genau an ihren Bedürfnissen orientieren.
Die Angaben zur Person sind freiwillig. Sie können ihre Meinung auch anonym abgeben.
Qualitätssicherung – QM-aktuell
Am 16. Mai 2017 hat der Zentrale Qualitätszirkel des SPZ im Rahmen eines halbtägigen Workshops ein in 2 Jahren erarbeitetes QM Handbuch vorgestellt.
Das QM-Handbuch beschreibt den Orientierungsrahmen (Qualitätsstandards) aller internen und externen Prozesse in denen MitarbeiterInnen (von der Leitung bis zu ehrenamtlich Tätigen) der SPZ Remscheid gGmbH untereinander, mit Nutzern und Angehörigen und mit Dritten umgehen wollen.
Über die gleichberechtigte Mitarbeit im Zentralen Qualitätszirkel sind auch die Sichtweisen von Angehörigen und Nutzern in den Text eingeflossen. Auch Bei dem Workshop nahmen neben allen MitarbeiterInnen auch jeweils ein halbes Dutzend Nutzer und Angehörige teil. Mit dem Workshop trat das QM-Handbuch in Kraft.
Es soll über ein strukturiertes Beschwerde- und Vorschlagswesen immer weiter entwickelt werden. Über diese Entwicklung – Diskussionen und Änderungen – soll an dieser Stelle so aktuell wie möglich berichtet werden.